Land- und Gastwirt Hermann Trummer widmet sich seit 40 Jahren der Gehegehaltung von Wild. Nach dem Beginn mit Damwild hat er auf die Haltung von Sikawild umgestellt.
„Das Fleisch ist fein, hell und von sehr guter Qualität.“ So beschreibt Hermann Trummer (68) das Motiv, aus dem er seine ursprüngliche Damwildherde großteils auf Sikawild umgestellt hat. Der Schritt war für ihn naheliegend, weil er das Fleisch hauptsächlich über das eigene „Traditionswirtshaus“ namens „Der Trummer“ in Burgauberg, Bezirk Güssing im Südburgenland, vermarktet. In jüngerer Vergangenheit verzeichnet Trummer, der auch im Burgenländischen Wildtierzuchtverein engagiert ist, ein steigendes Interesse an der Wildtierhaltung. Sein Rat an alle an diesem Zweig Interessierten: „Vor dem Einstieg die Vermarktung klären.“
Preisgefälle von West nach Ost
Wirtschaftlich darstellbar sei die Farmwildhaltung nur, so Trummer, wenn ein Verkauf zu akzeptablen Preisen möglich ist. Dies erfordere eine Aufbauarbeit mit Durchhaltevermögen. Zudem gebe es ein größeres Preisgefälle von West nach Ost. In den Tourismusgebieten Tirols und Salzburgs seien auf Erzeugerebene etwa doppelt so hohe Preise zu erzielen wie im Osten des Bundesgebiets. Generell so Trummer, sei die Farmwildhaltung eine anspruchsvolle Sache. Jede Wildart hat eigene Charakteristika, auf die bei der Haltung im Gehege Rücksicht zu nehmen sei.
So habe etwa das Damwild die am besten ausgeprägte Sehleistung und könne bereits auf größere Entfernungen auch stehende Objekte klar definieren. Die größere Fluchtdistanz mache es schwieriger, etwa zur Gesundheitskontrolle an die Tiere heranzukommen. Vorteil beim Damwild sei die größere Population, was die Zucht erleichtere. Grundlage der Damwildzucht in der Region sei der Tierpark Herberstein, wo seit fast 500 Jahren Damwild gehalten werde – historisch gesehen als „lebender Kühlschrank“ für den Fleischvorrat des Adels. Heute stehe in Herberstein eine Herde von etwa 120 Tieren. Bei Damwild könne man auf zehn „Tiere“ (weibliches Wild) mit jährlich etwa acht Kälbern rechnen. Dies sei auch der für die Praxis empfehlenswerte Maximalbesatz je Hektar.
Sikawild erreiche demgegenüber nur etwa sechs Kälber je zehn „Tieren“ und Jahr. Ein weiterer Nachteil beim Sikawild sei der höhere Vertritt und der stärkere Verbiss. Zwar sei das Sikawild standorttreu, um im Gehege in die Wohlfühlzone zu kommen, benötige die Wildart auch ein zumindest kleineres Gewässer. Die Zuchtbasis beim aus Ostasien stammenden Sikawild sei aber wesentlich kleiner, so Trummer, eine genetische Aufbesserung komme meist aus der Zootierhaltung. Der Import von Zuchthirschen sei kaum möglich und auch sehr kostspielig. Trummers Sikawildbestand umfasst etwa 40 Tiere, einen Platzhirsch und zwei Beihirsche.
Hohe Ansprüche an das Futterangebot
Ein bedeutender Faktor für eine erfolgreiche Dam- und Sikawildhaltung ist ein abwechslungsreiches Futterangebot. Optimal wäre Bergheu mit einer Zusammensetzung aus acht bis zehn verschiedenen Futterpflanzen und Kräutern. Bei einer solchen Qualität komme man aber in Preisbereiche bis zu einem Euro/kg. Auch Luzernepellets seien vorteilhaft aber ebenfalls kostspielig. Abrunden könne man die Ration mit Grassilage, Frischrüben und Rübenschnitzeln sowie Äpfeln. Die Kraftfuttergabe begrenzt Trummer auf max. 20 dag pro Hirsch und Tag.
Hermann Trummer bietet mit Sikawild eine Besonderheit unter den Wildgerichten an.
„Wir punkten mit heimischer Qualität“
„Alles verarbeiten und veredeln“ – nach diesem Leitspruch richtet Familie Kroboth aus Krottendorf in der Großgemeinde Güssing (südliches Bgld.) ihre Haltung von Farmwild und Mastschweinen aus. Wie anspruchsvoll das ist, belegen die Bestandsgrößen von rund 150 Mastschweinen, 50 Stück Damwild und 30 Stück Rotwild. Zur Verarbeitung wurde im Jahr 2012 ein EU-zertifizierter Schlachtraum errichtet. Samt Zufahrt machte die Investition einen Betrag von 260.000 Euro aus. Claudia Kroboth: „Wir setzen auf verarbeitete Qualitätsware, dafür war diese Investition unumgänglich.“ Auch beim Farmwild gehören Beschau und zertifizierte Schlachteinrichtung zum gesetzlich geforderten Standard. Familie Kroboth erzeugt neben Frischfleisch auch Wurst, Geselchtes, Schinken und Würstel. In der Grillsaison rückt Bernhard Kroboth mit einem Spanferkelgriller zu Familien und Vereinsfesten aus. Auch Rücken und Schlögel vom Dam- und Rotwild eignen sich ausgezeichnet zum Grillen. Etwa 95 Prozent ihrer Produkte vermarktet Familie Kroboth ab Hof, nur fünf Prozent gehen an die Gastronomie. Der gute Ruf der Produkte zieht sogar Kunden aus Wien an. Wer sich schnell entschlossen von der Qualität überzeugen möchte, kann dies beim Hof-Adventmarkt am kommenden Samstag, 30. November, ab 9 Uhr tun.
Claudia, Sarah und Bernhard Kroboth halten Dam- und Rotwild.
Rund 47.000 Tiere, immer mehr Rotwild
In Österreich befassen sich etwa 1.900 Betriebe mit Farmwildhaltung. Die Entwicklung geht hin zu professionellen, größeren Betrieben mit Direktvermarktung. Häufigste Wildart ist das Damwild mit etwa 30.000 Tieren, gefolgt von einem wachsenden Rotwildanteil von dzt. etwa 16.500 Tieren (Quelle: Grüner Bericht 2018). Geringe Bestände gibt es an Sika- und Muffelwild sowie Davidhirsch. Im Osten Österreichs gibt es auch einige Schwarzwildgehege, die derzeit aufgrund der Gefahr der Afrikanischen Schweinepest besonderen Haltungsauflagen unterliegen (mehrfache Umzäunung).
In Summe werden in Österreich jährlich etwa 9.000 Tonnen Wildfleisch konsumiert. Davon stammt die Hälfte aus Importen (u. a. Neuseeland), ein Drittel aus der heimischen Jagd und nur etwa zwölf Prozent aus Gehegehaltung. Die Preissituation ist gedrückt, da Neuseeland aufgrund der hierzulande verbotenen Vermarktung des Bastgeweihs nach China einen deutlichen Wettbewerbsvorteil hat. Zudem wird in Österreich auch jagdbares Wild aus den osteuropäischen Nachbarländern angeboten.
Aufgrund der Marktlage ist eine wirtschaftlich erfolgreiche Wildtierhaltung vor allem in der Ab-Hof- und Direktvermarktung anzusiedeln. Verbandsmäßige Unterstützung gibt es für Wildtierhalter unter: www.wildhaltung.at und www.wildhaltung-stmk-bgld.at.
Obfrau Charlotte Klement und Geschäftsführer Johannes Gstöhl vom Wildtierzuchtverein Burgenland
Autor: Hans Maad